Zu 75 Jahren Singschule Chur
Siebeneinhalb Dekaden mit nur drei Singschulleiter:n zeugen von einer langjährigen Verbundenheit mit der Singschule Chur als Arbeits- und Wirkungsort. Die langjährige Verbundenheit der Lehrkräfte mit der Singschule, der Chorsänger:innen untereinander, mehrere Tausend Kinder, welche Toni, Nina und Gusti als Freunde beim Singen kennenlernten und von ihnen in die Geheimnisse der Musik- und Notenlehre geführt wurden, erfüllen die letzten 75 Jahre mit erlebter und gelebter Musik, erbaulichem Zusammenklang, entspannter Konzentration, erheiternden Bühnenerlebnissen und erweiterten musikalischen, geistigen und seelischen Horizonten.
Beim aktuellen Jubiläumskonzert handelt es sich um eine Zeitreise, welche diejenige der Singschule Chur um rund 330 Jahre überdauert. Ehemalige und aktuelle Chorsänger:innen lassen Werke aus rund 400 Jahren Musikgeschichte erklingen.
Im Zentrum steht hierbei das Werk, das mich als 6-jähriges Kind zum ersten Mal ein Chor-Orchesterwerk erleben liess, die Missa Brevis in B von W.A. Mozart. Seither ist die Quelle der Faszination und Liebe zum Singen und Chorgesang, begleitet von Orchesterklang, nie mehr versiegt. Diese Liebe und Faszination mit Ihnen zu teilen, ist mir eine grosse Freude.
Für die Begleitung konnten wir das Streicherensemble der Kammerphilharmonie Graubünden engagieren und Solist:innen, welche in der Singschule Chur oder St.Gallen ihre ersten sängerischen Schritte wagten und später eine Gesangslaufbahn einschlugen. Dass der ehemalige Singschulleiter Jürg Kerle, wie auch je ein Mitglied der Gründerfamilien Juon und Brassel im Chor mitsingen, mögen der Singschule an ihrem Geburtstagsfest generationenstarkes Geleit in ihre Zukunft schenken.
Über 30 Chor- Orchesterwerke durfte ich in Chur mitsingen, miteinstudieren, assistieren und während der letzten sechs Jahre nun auch gestalten und dirigieren. Die letzten drei dieser sechs Jahre waren geprägt von einer Interruption, die sich niemand in gesundem Masse hätte vorstellen können. Diese Jahre drehten sich nur noch um ein Thema und plötzlich sollte Chorsingen, was jahrzehntelang als sehr gesundheitsfördernd gepriesen wurde (die Singschule Chur erhielt 1998 den Gesundheitspreis der ÖKK), Gefahr und Risiko bedeuten.
Die grosse Liebe zu Gesang, Chorklang und musikalischem Wirken wurde nicht beeinträchtigt, die Rezeptions-, Proben- und Vermittlungsformen hat es jedoch grundlegend verändert. Es wird sich weisen, in welche Richtung der Transformationsprozess der Singschule Chur gehen wird. Die Musik, das gemeinsame Singen und die Wahl wertvoller textlicher und musikalischer Werke, welche die Menschen stärken und bilden sollen, mögen auch weiterhin im Zentrum stehen. Mit «Dona nobis Pacem» möchten wir unser Konzert beschliessen und wünschen uns Frieden für Sie, geschätztes Publikum, für uns und für die Welt ganz besonders.
Lilian Köhli, zum 28. Oktober 2023